Der Wunsch nach der schnellen Lösung

Der Wunsch nach der schnellen Lösung

Wer mag denn Probleme? Wer will schon ewig herumdoktern? Wir alle möchten doch unsere Themen so schnell wie möglich aus der Welt schaffen, am liebsten jedoch sollen sie von allein verschwinden und wir müssen nichts damit zu tun haben.

Jetzt kommt da ein Hund in unser Leben und bellt in jeglichen Lebenslagen, ist sehr übereifrig im Beschützen oder springt in die Leine, wo er nur kann.

Natürlich wäre es schön, wenn wir nun einfach dieses Bellen abstellen, das Beschützen ausschalten und die Leinenführigkeit einführen könnten. Ich bin kein Fan davon Dinge unnötig kompliziert zu machen und verstehe diesen Wunsch nur zu gut.

Würde ich eine schnellere einfachere Lösung sehen, würde ich sie sofort einschlagen. Es ist nun aber mal so, dass die drei Beispiele von oben alle ihre Wurzeln haben und dem Hund nicht einfach losgelöst von seinem sonstigen Dasein in den Sinn kommen.

Es kann sein, dass er beim Kreuzen auf dem Trottoir überfordert ist, weil ein halber Meter Abstand für einen Hund eben wirklich sehr wenig ist. Oder er ist ein Herdenschutzhund, der extrem feine Sinne hat, wenn es um den Schutz seiner Gruppe geht. Vielleicht ist er aber auch ein Hund, der noch kaum Grenzen erfahren hat, alles versucht selbst zu regeln und damit dermassen in die Überforderung kommt, dass er sich nur mit Bellen zu helfen weiss.

Meist sind dies Muster oder Überlebenstaktiken, die sich der Hund angewöhnt hat, weil er es nicht anders gelernt hat und weil es bis jetzt eben so funktioniert hat. Er hat ja schliesslich überlebt.

Und nun kommt es: wir kennen es von uns selbst. Unsere Mödeli aufzugeben – wie unser Geschirr, statt in den Geschirrspüler in das Becken zu stellen oder die Hausaufgaben bis zum letzten Tag aufzuschieben – fällt uns äusserst schwer. Geschweige denn unsere Komfortzone zu verlassen, vor 100 Leuten etwas vorzutragen, den Heiratsantrag auszusprechen oder endlich für uns einzustehen. Dies braucht viel Mut, Zeit und wir alle fallen auch immer mal wieder in alte Muster zurück.

Bei den Hunden ist es nicht anders. Wollen wir sie anders durch bestimmte Situationen führen, braucht das viel Zeit, Mut und Geduld für alle Beteiligten. Oft bedarf es grundlegende Umstellungen im Alltag und in der Führung des Hundes, was Aufwand bedeutet.

Ich habe jedoch zwei gute Nachrichten. Erstens: es lohnt sich. Beginnen wir Themen an der Wurzel anzupacken, verändert sich auch etwas an der Wurzel. Das heisst, der Hund wird selbstbewusster und souveräner in seinem Wesen. Und wer schon mal einen Hund gesehen hat, der in seine eigene Kraft kommt, der will nichts anderes mehr.

Zweitens: Auch wenn es oft grundlegende Änderungen benötigt, kann mit einem Wechsel der eigenen Energie/Einstellung in ganz kurzer Zeit sehr viel erreicht werden. Das heisst, wenn wir es schaffen unsere eigene Energie in eine andere Richtung zu lenken, hat das sehr schnell Einfluss auf das Verhalten und die innere Haltung unseres Hundes.

Hat ihr Hund also keinen Knopf, um das Bellen abzustellen, können wir mit der Arbeit an der Wurzel und mit der Bereitschaft unsere eigene Haltung zu verändern, auch in kurzer Zeit Berge versetzen.